Heute, am 27. Januar 2023, ist der nationale Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus. Anlässlich dazu möchten auch wir dazu aufrufen zu Gedenken. Eine unvorstellbare Anzahl von Menschen musste unter dem NS-Regime leiden und sterben und jeder einzelne von ihnen hatte seine eigene Geschichte. Die Opfer waren Väter, Mütter, Söhne, Töchter, Brüder, Schwestern und vieles mehr.
Familie Pagener aus Rastede
Schaut man in der Geschichte zurück, so ist der Nationalsozialismus auch im Ammerland eingekehrt. Viele BürgerInnen wählten die NSDAP. Familien wurden vertrieben und deportiert. So auch Familie Pagener. Mutter Anna und die Töchter Ingrid und Ruth sind in Rastede geboren, Vater Norbert in Westfalen. Gemeinsam zogen sie 1937 von Rastede nach Oldenburg. Norbert war 1938 Gefangener in Coesfeld, bevor er 1944 erst vom Durchgangslager Westerbrok nach Theresienstadt kam und anschließend nach Ausschwitz deportiert wurde. Dort starb er am 31.10.1944. Seine Töchter Ingrid und Ruth sowie seine Frau Anna wurden ebenfalls nach Ausschwitz gebracht: Ankunft: 17.05.1944 und 18.01.1944 – später wurden auch sie alle für tot erklärt.¹
Euthanasie-Opfer in Bad Zwischenahn
Andere Gemeinde, selbe Zeit: In der, 1858 eröffneten, “Irrenheilanstalt in Wehnen” (Bad Zwischenahn) steigt von 1939 auf 1945 die Sterberate in der Klinik von zehn auf 31 Prozent. Mehr als 1.500 PatientInnen sollen in dieser Zeit Opfer der NS-Euthanasie geworden und durch Unterernährung und Entkräftung ermordet worden sein. Heute erinnert eine Gedenkstätte auf dem Klinikgelände der heutigen Karl-Jaspers-Klinik an die Opfer.²
Flucht aus Westerstede
Viele jüdische AmmerländerInnen wanderten aus, doch ebenso sind viele von ihnen durch den NS-Terror umgekommen. Unter den Auswanderern befand sich Karl Polak. Er lebte mit seiner Familie im Zentrum von Westerstede. Seine Familie floh nach Uruguay und Argentinien, während er nach dem Erhalt seines Doktortitels in die Sowjetunion emigrierte. Auf die Verfolgung jüdischer Mitbürger verweist heute eine Gedenktafel von 1988 an der Stadtbücherei, dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Polak.³
Diese drei Geschichten sind nur einige von vielen Schicksalen, die der Nationalsozialismus zu verantworten hat. Diese Vergangenheit zu betrachten ist schwer, aber notwendig – denn Gedenken heißt sich erinnern. Und erinnern heißt nicht zu vergessen.